Brief|kas|ten

Man könnte meinen, das Wort Briefkasten müsste man wie schon Rohrpost oder Telegramm zu den aussterbenden Wörtern zählen.

Aber nein, auch im Zeitalter der digitalen Kommunikation kann sich ein Briefkasten noch bezahlt machen. Nur bei mir zuhause nicht.

Begleitmusik:

I’m gonna sit right down and write myself a letter and make believe it came from…

 

-ling und Flüchtling

In der Diskussion um das Wort Flüchtling wird nicht selten behauptet, das Wort sei wegen der Silbe -ling grundsätzlich verkleinernd (diminutiv) oder abwertend (pejorativ).

Das stimmt so nicht. Das Suffix –ling charakterisiert eine Person oder Sache durch den vorangestellten Wortstamm. Die Bedeutung kann dabei durchaus unterschiedliche Richtungen annehmen. Beispiele wie Rohling oder Häftling zeigen, dass das keinesfalls stets verkleinernd sein muss. Beispiele wie Zwilling oder Liebling belegen, dass das auch nicht abwertend  sein muss.

Flüchtling kann, aber muss nicht pejorativ oder diminutiv verwendet und verstanden werden.  An der Silbe -ling alleine liegt es nicht. Im Zweifelsfall hilft eine empirische Untersuchung bei definierten Gruppen, die durchaus unterschiedliche Assoziationen haben mögen.

Wenig beachtet wird hingegen das „Dispositionale“ an dem Wort Flüchtling. Das Flüchtling-Sein wird der Person als (eher dauerhafte) Eigenschaft zugeschrieben. Das könnte zur Folge haben, dass man sich eine Loslösung von diesem Status nicht so leicht vorstellt.  Im Gegensatz dazu betont das Wort Geflüchtete(r) eher das „Behaviorale“, das heißt ein Verhalten in der Vergangenheit. Die Person ist geflüchtet, eine dauerhafte Eigenschaft ist hier nicht betont, die Frage „Was nun?“  scheint offener.

Doch letzten Endes geht es darum, was die Menschen mit einem Wort verbinden. Ludwig Wittgenstein hat ja schon geschrieben „Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache“. Psychologen würden sagen „Die Bedeutung eines Wortes ist das, was die Menschen in der Lebenswelt damit verbinden.“

Erbsen gezählt.