Bratenwenderhund

whyskey the turnspitdogAusgestorben. Erst der Beruf, dann der Arbeiter, dann das Wort:
Bratenwenderhund.

Der Bratenwenderhund (im englischen Original „turnspit dog“) war eine Hunderasse, die man im England der Tudor-Zeit speziell dafür gezüchtet hatte, in den Küchen großer Häuser und Gasthäuser die Drehspieße in Bewegung zu halten. Dazu mussten die Hunde unablässig in einem mit dem Spieß verbundenen Laufrad rennen. Häufig nicht weit vom Feuer. Stundenlang. Oft arbeiteten mehrere Hunde im Schichtwechsel. Wer zu früh müde wurde, wurde geschlagen.

With eagerness he still does forward tend,
Like Sisyphus, whose journey has no end.‘

Anonym. Über „Fuddle“, einen Bratenwenderhund aus Norwich
(zitiert nach http://www.h2g2.com/approved_entry/A4802933)

Schon die Ausbildung war grausam. Es war wohl nicht unüblich, den Anfängern ein Stück glühende Kohle mit ins Laufrad zu legen, so dass sie permanent rennen mussten, um sich nicht die Füsse zu verbrennen. Den ausgebildeten Hunden schrieben Zeitgenossen eine regelrecht professionelle Arbeitseinstellung zu, verzeichneten aber auch einen „misstrauischem, unglücklichen Blick“. Wen wundert’s.

Selbst einen Nebenjob hatten sie noch: Als Fußwärmer beim Gottesdienst. Es heißt, ein Bischof habe einmal über „Ezekiel saw the wheel“ gepredigt, und beim Wort „wheel“ seien sämtliche Fußwärmer aufgesprungen, um zu ihrem Hauptjob im Rad zu laufen. Nur einmal wird berichtet, dass ein Bratenwenderhund gebissen hat. Opfer war „ein Frauenzimmer von 22 Jahren, gesund und von guter Leibesbeschaffenheit“. Der Hund war nicht so gesund, sonst hätte er wohl auch nicht gebissen. Er hatte Tollwut und steckte das Frauenzimmer an. Dieses litt eine Weile, erlangte dann aber wieder „die vorige Heiterkeit und Ruhe“. Der Bratenwender aber starb. (Layard, Versuch über den tollen Hund, 1778)

Seine Kollegen blieben bis Anfang des Neunzehnten Jahrhunderts im mühsamen Geschäft. Mit dem Aufkommen von Dampf- und Elektroantrieben verloren sie ihren Job. Und für die Halter wohl ihre Daseinsberechtigung. Die Rasse gilt als ausgestorben.

Das letzte Exemplar  des Bratenwenderhunds findet sich in einem Museum im walisischen Abergavenny. In seinem kleinen Holzkasten hat der ausgestopfte Whiskey wohl noch weniger Platz als an seinem einstigen Arbeitsplatz.
Allerdings erscheint er doch viel hübscher, als 1576 im Buch Of English Dogs“ beschrieben: „lang im Körperbau, krummbeinig und hässlich“. Wer sich lang und krumm machen muss, wird auch noch beschimpft..
Diese Undankbarkeit dem Sisysphushund gegenüber belegt auch die Probert Encyclopaedia, derzufolge zumindest das englische Wort „turnspit dog“ überlebt hat: „Turnspit dog is slang for someone who does all the work, but receives none of the profit“.

Viele europäische Sprachen vom „digitalen Aussterben“ bedroht

Zum heutigen „Tag der Europäischen Sprachen“ warnen führende Sprachtechnologie-Wissenschaftler vor einem einem „digitalen Aussterben“ zahlreicher europäischer Sprachen.
Sie untersuchten den „digitalen Rückhalt“ von 30 der insgesamt etwa 80 europäischen Sprachen. 21 Sprachen wurde ein „schwacher oder nicht-existenter“ Rückhalt attestiert.
Das heißt, sie werden bei Rechtschreibprogrammen, automatischen Übersetzungen, Spracherkennung und Spracherzeugung (Navigationssysteme, Smartphones) nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt.

Details:
http://www.dfki.de/web/presse/pressemitteilungen_intern/2012/mindestens-21-europaische-sprachen-vom-digitalen-aussterben-bedroht

Kleider die auf den Tod warten

„Death cannot wait for the clothes, it’s the clothes that should wait for death.“
Kaja (Tuzla, Bosnia & Herzegovina), 2006

Auf dem Balkan haben Frauen traditionell zu Lebzeiten die Kleidung parat, in der sie einmal bestattet sein wollen. In einem erhellenden und berührenden Projekt hat die britische Fotografin Margareta Kern, die selbst aus Kroatien stammt, solche Frauen interviewt und zusammen mit dem Totenkleid fotografiert.

http://www.margaretakern.com/projects/clothesfordeath.htm

Safer Shoppen

Lupo /pixelio.de

In ein Pariser Nobelkaufhaus kommt man bei Regen nur hinein, wenn man zuvor seinen nassen Schirm in eine bereitgestellte kondomartige Plastikhülle geschoben hat. Dafür sorgt ein strenger Wachmann, der es damit nicht zuletzt dem Verkaufspersonal ermöglicht, sich ungestört mit sich selbst zu beschäftigen. So scheint es jedenfalls.

In meinem ersten Französisch-Lehrbuch fand sich der gute Rat für einen Frankreich-Trip: „Achetez un béret. C’est très pratique pour le soleil et pour la pluie“. In der aktuellen Auflage müsste es dann wohl heißen: „Achetez un préservatif. C’est très pratique pour l’amour et pour le shopping“.

„I love Paris … when it drizzles, I love Paris … when it sizzles“
Cole Porter