World Toilet Day

„And so I to bed, and in the night was mightily troubled with a looseness (I suppose from some fresh damp Linnen that I put on this night); and feeling for a chamber pott, there was none, I having called the mayde up out of her bed, she had forgot I suppose to put one there; so I was forced in this strange house to rise and shit in the Chimny twice; and so to bed and was very well again and to sleep till 5 a-clock…“
Samuel Pepys, Tagebücher,  28. September 1665
(Deutsche Fassung am Ende des Beitrags)

Heute ist Welttoilettentag. Weniger banal, als es scheinen mag.

Ein Teil der Welt ist auf Trinkwasser angewiesen, das mit Fäkalien verseucht ist, während ein anderer Teil die Fäkalien mit kostbarem Trinkwasser wegspült.
Wissenschaftler arbeiten daran, die Exkremente schon im Haus möglichst ohne Wasser direkt in in Energie zu wandeln.
Aus dieser Perspektive mutet die Pepys’sche Kaminlösung geradezu visionär an.

Deutsche Fassung des Zitats:
“Darauf zu Bett. Doch wachte ich mitten in der Nacht mit furchtbarem Durchfall auf (vermutlich weil ich ein noch feuchtes Laken aufgezogen hatte). Ich tastete unter dem Bett nach dem Nachttopf, fand aber keinen. Das Zimmermädchen hatte ihn wohl hinzustellen vergessen, weil ich erst so spät nach Hause gekommen war. War daher gezwungen, mich in dem mir fremden Haus zweimal im Kamin zu erleichtern. Danach ging es wieder, und ich schlief ein“.
(Deutsche Ausgabe, Haffmanns & Tolkemitt, 2010)

Thread lass nach

„Hallo:
ich habe den threat mit großem interesse gelesen..“

Aus einem Konsumentenforum. Der Ton war zuvor tatsächlich schon bedrohlich angeschwollen.

Wissenschaftliche Arbeit dazu:

https://www.facebook.com/pages/International-Communication-Association-ICA-Official-Page/234368319927182?ref=stream

Present but not Voting

Zu Professor Bentham wollen Sie? Den finden Sie  im ersten Stock. Der Mitarbeiter des UCL (University College of London) führt nach oben. Er hat schon lange keinen Besuch mehr gehabt. Wie, dieser berühmte Wissenschaftler?

Da sitzt er auch schon. Hinter weit geöffneten Türflügeln. Aufrecht und tadellos gekleidet, wie seit über hundertfünfzig Jahren schon. Tot allerdings. Seit 1832, um genau zu sein.

bentham

Jeremy Bentham (1748 -1832) war ein bedeutender Philosoph, Jurist und Sozialreformer. Er war ein Vorläufer moderner Rechts- und Verfassungsauffassung ebenso wie ein erstaunlich aktueller Vertreter der Tierrechte. In seinen Schriften trat er für die Rechte von Frauen und Homosexuellen ein.

Als Begründer des modernen Utilitarismus wollte er auch physisch über den Tod hinaus nützlich sein. Er vermachte seinen Körper der Wissenschaft. Ließ ihn sezieren und nach seinen Anweisungen zum ”Auto-Icon” präparieren. Das Skelett wurde mit Stroh und Kleidung umhüllt, der Kopf mumifiziert. Letzteres mit derart unglücklichem Ergebnis, dass man dem Skelett lieber einen Wachskopf aufsetzte. Den Originalkopf legte man der Figur zunächst Füßen. Nach Diebstahl durch Studierende des “rivalisierenden” King’s College  wurde er an einen sicheren Ort verbracht.

Es heißt, Bentham habe seinen Körper noch in anderer Weise der Wissenschaft vermacht. So soll er posthum an Sitzungen des Universitätsrats teilgenommen haben. Im Protokoll soll dann gestanden haben “Present but not voting”. Für manch lebenden Konferenzteilnehmer mag die umgekehrte Formulierung angebracht sein. Bei Patt-Situationen soll Benthams Stimme doch gezählt worden sein. Und zwar stets für den eingebrachten Antrag. Das Ganze ist allerdings bloße Legende. Die Universität dementiert jedenfalls.

Immerhin holt sie den Professor zu besonderen Anlässen aus dem Schrank in die Sitzung, zuletzt am 10. Juli 2013. Auch an einem Dinner hat er schon teilgenommen. Present but not eating.

Asses to Asses. Dust to Dust.

„Wieder einmal hat der liebe Gott, wie schon bei Wagner und Karajan, in einem Anfall von Zerstreutheit eine große Begabung an ein großes Arschloch vergeben.“ Werner Burkhardt

Wer war das dritte große Arschloch, das der Jazzkritiker hier besprach?
Miles Davis.

Aktuelles Buch zum Thema: „Assholes. A Theory“ von Aaron James.
Leider nur ein weiteres Beispiel für schwache, aber gehypte Pop-Philosophie. Der Autor versteht unter „Assholes“ Personen, die sich im Alltag systematisch auf Kosten anderer Vorteile verschaffen. Sie tun dies ohne Anflug von Skrupeln und sind immun gegen Proteste. Aus einer Reihe von Beispielen – der Vordrängler in der Schlange, der rücksichtslose Autofahrer… – leitet er eine Typologie ab. Das Ganze erfüllt kaum die Kriterien für eine Theorie. Könnte für eine Glosse reichen, aber der Autor dehnt das auf ermüdend repetitive zweihundert Seiten. Der eine oder andere Kritiker hat das Buch denn auch als Autobiografie verstanden. Po-Philosophie ist es in jedem Fall.