Gloobstde jaanich

An einer Berliner Museumsgarderobe legt der Besucher mehrere Jacken und Mäntel auf den Tresen. Streicht sie glatt. Das geht alles zusammen.
Na klar, sagt der äußerst freundliche Mitarbeiter und zieht eine durchsichtige, nicht allzu große Plastiktüte unter dem Tresen hervor. Er stopft einen Schal hinein. Det gloobste jaanich, wozu sone Plastiktüte allet jut is. Es folgen in aller Ruhe eine Weste und eine kleine Strickjacke. Dabei schaut er dem Besucher freundlich unverwandt in die Augen. Gloobste jaanich, wat da allet rin jeht.  Der Besucher kann nur freundlich zurücklächeln. Da ist die große Strickjacke auch schon drin. Is ja heutzutache allet büjelfrei. Bleiben noch ein Mantel und eine Jacke. Deren Innenfutter passt auch noch in die Tüte. Mit freundlichem Druck. Mantel und Jacke? Kommen tatsächlich an einen Haken. Gloobste jaanich.
Leicht benommen steuert der Besucher die Ausstellungsräume an. Glatt gleitet die große Garderobenmarke in die Gesäßtasche. Gloobste jaanich.

 

Stille Teilhaber

Lugeck 4

Ein schönes Haus besitzt die Bausparkasse Wüstenrot am Wiener Lugeck.

Mit dem Bausparen ist es ja wie bei einem Flugzeugnotfall. Erst muss sich der Erwachsene mit der Sauerstoffmaske sichern, dann erst kommt das Kind. Erst muss die Bausparkasse schön wohnen, dann kommt der Bausparer.

Da die Bausparkasse mit dem Geld der Bausparer arbeitet, muss sie es gut anlegen. Etwa indem sie einen Teil des herrschaftlichen Gebäudes an eine Almvariante der Ballermann-Disko untervermietet. Die und deren ausgelassene Besuchermassen beleben nun die nächtlichen Gassen in nie gekannter Weise. Die anwohnenden Bausparer werden derart großzügig mit einbezogen, dass sie keine Nacht mehr schlafen wollen. Nachts sitzen sie zitternd in ihren Betten, tagsüber taumeln sie mit hängenden Lidern zu Anwohnerversammlungen oder zu ihrer Bausparkasse um eine ruhigere Wohnung zu finanzieren.

Bibelleser Mursi?

„Mursi liest dem Westen die Leviten“
So titelte gestern Spiegel Online.
Die Redewendung „Leviten lesen“ geht zurück auf christliche Strafpredigten des Mittelalters. Diese griffen insbesondere auf das Dritte Buch Mose (Levitikus) zurück. Also auf die „Satzungen und Gesetze, die der Herr zwischen ihm selbst und den Kindern Israel gestellt hat“. In denen es unter anderem heißt: „Denn ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus Ägyptenland geführt hat, dass ihr meine Knechte wäret, und habe euer Joch zerbrochen und habe euch aufgerichtet wandeln lassen“.
Hm. Mohammed Mursi als Leser der Bibel? Der Tora gar? Die traditionelle religiöse Schulung jüdischer Jungen beginnt mit dem Lesen eben dieses Dritten Buch Mose.
Das eröffnet ganz neue Perspektiven für Ägypten und den Nahen Osten.
Doch dies war wohl auch Spiegel Online dann zu kühn.
Und so hieß der Titel denn am Abend „Mursi rechnet mit dem Westen ab“.
Schade eigentlich.