Ente tot alles tot

Entropie: Wird die Ente avisiert, befindet sie sich nur kurze Zeit an einer Stelle konzentriert. Bald ist sie nur schwach bis gar nicht wahrzunehmen, weil sie sich gleichmäßig zur Entropie strebend im Raum verteilt hat. Die Entropie hat damit zugenommen. Die Ente ist verschwunden. Über die Gemse, von der man nicht sprechen kann, muss man schweigen.

Sensitiv-Werbung

PhaetonDiesel

Finden Sie noch heute Ihren Phaeton, bevor die Bayern…

Laut Ovid endet die unerlaubte Spritztour des Phaeton mit dem luxuriösen Himmelswagen im Absturz mit katastrophalen Folgen für die Umwelt:
„Die Erde geht in Flammen auf, die höchsten Gipfel zuerst, tiefe Risse springen auf, und alle Feuchtigkeit versiegt. Die Wiesen brennen zu weißer Asche; die Bäume werden mitsamt ihren Blättern versengt, und das reife Korn nährt selbst die es verzehrende Flamme… Große Städte gehen mitsamt ihren Mauern unter, und die ungeheure Feuersbrunst verwandelt ganze Völker zu Asche.“
Keine Sonderzahlung.

Sign o’ the Times

Die New York Times enthüllt, wie Donald Trump eine junge Frau drängte, einen Bikini aus seinem privaten Fundus anzuziehen.

(15.05.2016)

Direkt darunter, im selben Artikel, bietet sie dem geneigten Leser* konkrete Anregung, den eigenen Bikini-Fundus aufzufüllen. Wer weiß, wann das nächste junge Model hereinschneit. Mann will ja vorbereitet sein.

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Falls da ein Plan dahinter stecken sollte, können wir in Zukunft wohl mit ähnlichen Service-Angeboten rechnen. Die Gelegenheit, Dirndl-Werbung bei #aufschrei-Beiträgen zu schalten, ist zwar vorbei, aber es wird noch genügend Möglichkeiten geben, etwa Berichte über Amokläufe und andere Gräueltaten mit Werbung für Schusswaffen zu garnieren. Das hätte sogar etwas Subversives.

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* …der keineswegs zuvor nach Zweiteilern gegoogelt hat…

Augenmaß und Frauentag

Da formuliert eine Frau geschlechtsneutral und frauenzentriert zugleich, und es passt doch nicht ganz zum Frauentag.

„My party trick is measuring people’s boobs with my eyes“
Michelle Mone
Britische Büstenhebeunternehmerin

24 – Jetzt auch im Radio

Interviewanfrage eines Radiosenders, der tagein tagaus die immer gleiche Ballermusik sendet. Interviewthema: Welche Auswirkungen hat es, wenn ein Mensch vierundzwanzig Stunden mit demselben Lied beschallt wird?

Plötzliche Selbsterkenntnis?
Oder doch nur die konsequente Überlegung, die vielen verwirrenden Songtitel für den immer gleichen Konfektionslärm abzuschaffen?

William Burroughs hätte wahrscheinlich das Sendegebäude mit haushohen Lautsprecherwänden umstellt und vierundzwanzig Stunden lang immer wieder die eine Songzeile hineindröhnen lassen: All we hear is Radio ga ga.

Auterrorisierung

Martin Sonneborn schickt eine Interview-Anfrage an die Deutsche Bank. Er möchte über Macht, Finanzkrise, Hedgefonds, Millionengehälter der Bänker sprechen. Die Bank schickt ihm gleich das ganze Interview mit allen Antworten. Allerdings auf ganz andere Fragen.

Genialerweise fragt Sonneborn nun nicht investigativ nach, sondern geht hin und und realisiert das vorgeschriebene Interview Wort für Wort mit dem Kommunikationsmitarbeiter der Bank. Sagt vor, wenn der den Text nicht wörtlich bringt, spricht mit, wenn er ihn bringt. Zum Brüllen komisch. Aber nicht nur.

Man könnte sagen, ein Unternehmenskommunikator, der sich selbst interviewt, nimmt das „kommun“, das Gemeinsame, aus der Kommunikation. Allerdings kommuniziert er ja doch, wenn auch auf einer impliziten Ebene: Spiele mit bei meiner Simulation, sonst bekommst du gar kein Interview mit meinem begehrten Unternehmen.

Unter dem Titel „Wir alle spielen Theater“ hat Erving Goffman beschrieben, wie Menschen fortwährend versuchen, den Eindruck, den sie auf andere machen, in ihrem Sinne zu kontrollieren. Die Sozialpsychologie hat das in einem ganzen Forschungsgebiet „Impression Management“ belegt. Dass Unternehmen ihr Bild in der Öffentlichkeit zielgerichtet steuern wollen, ist selbstverständlich und professionell. Dass dabei Grenzüberschreitungen nicht nur arrogant, sondern dumm weil kontraproduktiv sind, zeigt die vorgeschriebene Interview-Simulation der DB.

So absurd das Ergebnis ist, es steht doch auch für einen allgemeinen Trend. Journalisten leiden zunehmend unter einem Autorisierungswahn. Nicht nur Unternehmen, auch Politiker, Agenten der A-, B- und C-Promis, selbst Privatpersonen scheinen regelmäßig sich am liebsten selbst interviewen zu wollen. Die wenig souveräne Inszenierung beginnt beim Diktat der zugelassenen Fragen, setzt sich fort mit einem Aufpasser bei der mündlichen Darbietung, um dann post festum zuverlässig in einer Zurechtschreibung des tatsächlich Gesagten zu enden. Die Journalisten mühen sich nach Kräften, dem zu widerstehen, doch der Druck ist da.

Das bisschen was ich lese, schreibe ich mir selbst.
Soll Tucholsky geschrieben haben. Überprüfen kann ich das nicht. Ich lese ja nur Selbstgeschriebenes.

 

Ruchlos

„Bitte erst abwaschen. Sie riechen nach Asche.“
Frau des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß zu ihrem Sohn beim Erdbeerpflücken im Kommandantengarten auf dem KZ-Gelände.
(Quelle: Höß-Enkel Rainer Höß in der TV-Dokumentation „Meine Familie, die Nazis und ich“, ARD 2013.)

Als Aussage ungeheuerlich.
Als Zitat problematisch, selbst wenn es korrekt sein sollte. Denn Rainer Höß ist offensichtlich ein verurteilter Betrüger und Lügner, der am Holocaust vor allem aus Geltungssucht und finanziellen Motiven interessiert scheint.
http://bit.ly/1efEMEm
http://bit.ly/LgPizf

Verhöhnung im Gewand der Versöhnung. Ein Buch unter seinem Namen wurde ihm nun auch noch geschrieben. Nachdem die erste Auftragsautorin das Projekt wegen der genannten Problematik abgebrochen hatte, fanden sich zwei andere Journalisten, die es zu Ende brachten.

Mein anonymer Freund

ein freund

„Ein Freund“
So wurden früher Erpresserbriefe unterschrieben…
Musik-Tipp:
Ron Sexsmith „Imaginary friends“
„Imaginary friends / They will always let you down / And when all the good times end / You won’t be seeing them around…