24 – Jetzt auch im Radio

Interviewanfrage eines Radiosenders, der tagein tagaus die immer gleiche Ballermusik sendet. Interviewthema: Welche Auswirkungen hat es, wenn ein Mensch vierundzwanzig Stunden mit demselben Lied beschallt wird?

Plötzliche Selbsterkenntnis?
Oder doch nur die konsequente Überlegung, die vielen verwirrenden Songtitel für den immer gleichen Konfektionslärm abzuschaffen?

William Burroughs hätte wahrscheinlich das Sendegebäude mit haushohen Lautsprecherwänden umstellt und vierundzwanzig Stunden lang immer wieder die eine Songzeile hineindröhnen lassen: All we hear is Radio ga ga.

Sax Royal

Herr Mangelsdorff, Sie haben mit dem thailändischen König Bhumipol gespielt. Wie spielt der König Saxophon?
Also für’n König ganz gut.

Albert Mangelsdorff, 1963.
Der „Internationale Tag des Jazz“ am 30. April soll laut UNESCO an die künstlerische Bedeutung des Jazz, seine Wurzeln und seine weltweiten Auswirkungen auf die kulturelle Entwicklung erinnern.

Und mein Herz war so wund und schrie…

… Ich hab viel bessere Beine doch als sie

Marlene Dietrich als Eifersüchtige In der deutschen  Version von Cole Porters “Miss Otis regrets (she’s unable to dine today)“.

Geschrieben hat den Text der Wiener Kabarettautor Lothar Metzl. Er musste 1938 in die USA emigrieren und arbeitete dort auch als Autor für die Behörden. Er schrieb dabei deutsche Texte für populäre Songs, mit denen im Krieg die Moral der Deutschen untergraben werden sollte. Etwa auch die Zeilen
“Es hält ihr Wort ein jedes Mädchen aus Liebe für den Mann.
Doch fragt sich heute ein jedes Mädchen, wie lang sie treu sein kann.”

Wie poetisch die Kommunikationsaktivitäten damals gegen den Feind sein konnten. Und wie prosaisch sie heute gegen den Freund sein können.

Asses to Asses. Dust to Dust.

„Wieder einmal hat der liebe Gott, wie schon bei Wagner und Karajan, in einem Anfall von Zerstreutheit eine große Begabung an ein großes Arschloch vergeben.“ Werner Burkhardt

Wer war das dritte große Arschloch, das der Jazzkritiker hier besprach?
Miles Davis.

Aktuelles Buch zum Thema: „Assholes. A Theory“ von Aaron James.
Leider nur ein weiteres Beispiel für schwache, aber gehypte Pop-Philosophie. Der Autor versteht unter „Assholes“ Personen, die sich im Alltag systematisch auf Kosten anderer Vorteile verschaffen. Sie tun dies ohne Anflug von Skrupeln und sind immun gegen Proteste. Aus einer Reihe von Beispielen – der Vordrängler in der Schlange, der rücksichtslose Autofahrer… – leitet er eine Typologie ab. Das Ganze erfüllt kaum die Kriterien für eine Theorie. Könnte für eine Glosse reichen, aber der Autor dehnt das auf ermüdend repetitive zweihundert Seiten. Der eine oder andere Kritiker hat das Buch denn auch als Autobiografie verstanden. Po-Philosophie ist es in jedem Fall.

Bartlos in Schwetzingen

Stellen wir uns eine Noten-Umblätterin vor, mit Bart und unverschämtem Auftreten. Stellen wir uns vor, sie suchte einen Job in Schwetzingen.
Keine Chance.
Zumindest nicht beim Großpianisten Svjatoslav Richter.
Der verlangte laut seinem Vertrag mit den Schwetzinger Festspielen  nämlich das genaue Gegenteil:
„Umblätterer, männlich, ohne Bart, bescheidenes Auftreten“.
Er wird ihn wohl auch bekommen und große Kunst geboten haben.
Ungestört von den anscheinend fundamentalen Ablenkungsfaktoren Geschlecht, Erscheinung und Verhalten. An das taktile Störpotential langer Bärte versuchen wir gar nicht erst zu denken. .

Zitat-Quelle: Hans Hachmann, in SWR Musikstunde,  31.5. 2012

Wer das lesen kann…

… ist zu jung.
wer kauft heute noch cds?
alte leute mit leseschwachen augen.
was macht die gebeutelte cd-industrie?
cd-covers und booklets mit so kleinen schriften, dass selbst junge sie kaum lesen könnten. wenn sie denn cds kauften.
wer hat ein interesse an diesen kleinen schriften?
die alten käufer? nein.
die cd-verkäufer? kaum.
unfähige typografen? mhm.
nein, es ist…
die lesebrillenindustrie!
die erste etwas größer geschriebene zeile in obigem beispiel lautet übrigens:
GIVE IT UP